Das war 2018...

Ein Rückblick auf die Bodenseeschifffahrt 2018

Zum Jahreswechsel werfen wir wieder einen Blick zurück auf das vergangene Jahr bei der Bodenseeschifffahrt.

Das Jahr 2018 wird auch bei der Bodenseeschifffahrt vorallem wegen seiner teilweise extremen Wetterlagen in Erinnerung bleiben. Das neue Jahr war erst wenige Tage alt, als das Sturmtief "Burglind" über die Bodenseeregion zog und besonders rund um den westlichen Seeteil für Sturmschäden und Verkehrsbehinderungen sorgte. Der Personenfährverkehr zwischen Überlingen und Wallhausen musste für mehrere Stunden eingestellt werden, ebenso die Fährverbindung zwischen Meersburg und Konstanz-Staad. Auch die Bodensee-Katamarane auf der Verbindung Friedrichshafen-Konstanz konnten längere Zeit nicht verkehren.
Gut zwei Wochen später bescherte das Tief "Friederike" dem Bodensee mehrere stürmische Tage. Neben Behinderungen im Bahnverkehr kam es wiederum zu einer Unterbrechung der Katamaran-Verbindung. Nachdem die witterungsbedingten Ausfälle bei diesen Schnellfähren in den letzten Jahren merklich zugenommen haben, suchen die Verantwortlichen seit längerem nach technischen Lösungen, damit die leichten Katamarane auch bei höherem Wellengang sicher fahren können. Dabei müssen auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden.

Das Winterhalbjahr ist für die verschiedenen Schiffsbetriebe nur bedingt eine ruhige Zeit. Wenn die Schiffe nicht auf dem See unterwegs sind, können diese in den Werften überholt und ausgebessert werden. Neben den regelmäßigen großen und kleinen Revisionsarbeiten werden auch größere Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt.
Bei den Bodensee-Schiffsbetrieben BSB wurden die Innenräume von MS Schwaben, welches seit 2014 in Teilen unter Denkmalschutz steht, neu gestaltet. Das Innere des 81jährigen Schiffes wurde in der Zeit von Oktober 2017 bis März 2018 komplett entkernt und in einem "Art déco-Stil" der 1920er und 1930er Jahre neu gestaltet. Dabei wurden auch Teile der originalen Wandvertäfelungen und die Treppenaufgänge sorgfältig renoviert und erhalten. Im Rahmen mehrerer Sonderfahrten ab verschiedenen Häfen konnte das Ergebnis im Frühjahr begutachtet werden.
Ebenfalls ein Großprojekt war die technische Erneuerung von MS Schaffhausen bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee & Rhein URh. Das Flaggschiff der Untersee-Flotte erhielt in der URh-Werft in Langwiesen zwei neue 500-PS-Motoren,  Steuergeräte und ein neues Steuerhaus.
Eine Renovierung der Inneneinrichtung erfuhr auch MS Gunzo des Schifffahrtsbetriebs Held aus Überlingen.

Große Fortschritte macht die Renovierung von MS Oesterreich. Seit Sommer 2016 wurde der Schiffsrumpf an Land saniert und neue Aufbauten geschaffen. Nach der Verlegung der Decks konnte das Schiff Anfang April 2018 auf die Querhelling der Fussacher Werft gehoben werden. Dort wurden die schweren Bauteile wie Motoren, Generatoren und das Steuerhaus montiert.
Genau 90 Jahre nach dem ursprünglichen Stapellauf (Flutung des Bregenzer Trockendocks) wurde MS Oesterreich am 04.05.2018 wieder zu Wasser gelassen. Im Fussacher Werfthafen erfolgen jetzt die weiteren Innenausbauten. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde das halbfertige Schiff am 27.07.2018 von einem Kieskahn an seinen zukünftigen Liegeplatz im Harder Industriehafen geschleppt. Dort wurde der Geburtstag mit einem Festakt begangen und die Öffentlichkeit konnte das Schiff im Rahmen von Führungen besichtigen.
Einige Tage später kehrte MS Oesterreich in die Werft nach Fussach zurück. Dort schreitet die Fertigstellung voran. Von Seiten der Verantwortlichen wird eine Wiederinbetriebnahme für März 2019 angestrebt.

Die Kursschifffahrtssaison 2018 startete in diesem Jahr früh, da Palmsonntag und Karfreitag im März lagen. Der Rückblick der verschiedenen Schiffsbetriebe auf die Saison 2017 fiel überwiegend positiv aus, da das Wetter bis auf wenige Wochen im August und September konstant gut war, und der Bodenseepegel fast während der gesamten Saison einen Schiffsverkehr auch auf dem Alten Rhein und der Hochrheinstrecke zuließ. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft SBS konnte sich über ein sehr positives Ergebnis in Folge des Umbaus von MS Säntis in ein Charter-Schiff ("Yacht für einen Tag") freuen.
Der offizielle Saisonstart wurde auch in diesem Jahr mit der Internationalen Flottensternfahrt gefeiert. Diese fand 2018 zum 47. Mal statt und führte die sechs teilnehmenden Schiffe der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein VSU bei strahlendem Sonnenschein nach Romanshorn.
Ein Woche später wurde die Schifffahrtssaison 2018 mit der dritten Radolfzeller Sternfahrt auch auf dem Untersee eröffnet. Beteiligt waren auch in diesem Jahr jeweils ein Schiff der BSB, der URh, des Schiffsbetriebs Baumann (Allensbach) und die "Höri-Fähre" MS Seestern der Schifffahrt Lang aus Gaienhofen-Horn.

Ein Novum in der Saison 2018 war der Probebetrieb des sogenannten "Konstanzer Wasserbusses". An jedem Samstag zwischen dem 26.05. und dem 15.09.18 pendelte das BSB-Motorschiff Reichenau zwischen der neuen Landestelle "Bodenseeforum" am Seerhein und dem Konstanzer Hafen. Diese Landestelle wird in dieser Saison auch von den Kursschiffen der URh angefahren.
Zwischen 1892 und 1991 hat es auf dem Konstanzer Seerhein immer einen Fährverkehr gegeben. Mit Fertigstellung der Fahrradbrücke wurde dieser Anfang der 1990er Jahre eingestellt. Ziel des neuen "Wasserbusses" soll eine Entlastung des Konstanzer Straßenverkehrs sein.
Die Verantwortlichen waren nach dem Probebetrieb mit den Ergebnissen zufrieden. Allerdings ist der Fahrplan mit einer Fahrzeit von 13 Minuten und einer entsprechenden Zeit für den Ein- und Ausstieg knapp bemessen. Da auf dem Seerhein eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h gilt (der Wasserbus wurde wegen Überschreitung dieser Geschwindigkeit sogar von der Wasserschutzpolizei geblitzt), kann mit einem Schiff kein engerer Takt gefahren werden. Die Verantwortlichen der Stadt Konstanz wollen aber an der Idee des Wasserbusses festhalten.
Auch in Lindau reifen Pläne für ein neues "Wassertaxi", welches den Lindauer Seehafen mit der sich derzeit im Bau befindlichen Therme am Eichwald verbinden soll.

Das österreichische Event-Schiff MS Sonnenkönigin feierte im Jahr 2018 seinen 10. Geburtstag mit einer Sonderfahrt im September. Davor stand für das tonagemäßig größte Fahrgastschiff auf dem Bodensee seine erste Landrevision an. Am 23. Mai wurde das 950 Tonnen schwere Schiff auf die Querhelling der Fussacher Werft gezogen. Diese musste im vergangenen Jahr für 1,5 Millionen Euro umgebaut und verstärkt werden, damit Schiffe über 500 Tonnen an Land genommen werden können. Während der Revision wurden der Schiffsrumpf und die Antriebspropeller untersucht und gereinigt.

Das seit April anhaltend warme und sommerliche Wetter bescherte den Schiffsbetrieben in der Saison 2018 gute Fahrgastzahlen. Die Trockenheit durch die ausbleibenden Niederschläge machten sich aber auch bei der Bodenseeschifffahrt bemerkbar. Mitte Juli musste wegen des niedrigen Bodenseepegels der Kursverkehr zwischen Stein am Rhein und Diessenhofen am Rhein eingestellt werden. Wenige Tage später konnte auch der Alte Rhein bis Rheineck nicht mehr befahren werden. Nachdem der Wasserstand des Bodensees auch im August und September weiter zurück ging, musste der Kursverkehr ab weiteren Landestellen am Ober- und Untersee eingestellt werden. Die trockene, niederschlagsarme Witterung hat sich bis zum Ende der Kursschifffahrtssaison im Oktober gehalten und für einen weiteren Rückgang des Bodenseepegels gesorgt.

Am 30. September 2018 feierte die historische Fähre "Konstanz" ihren 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurden verschiedene Sonderfahrten durchgeführt und ein Buch mit Geschichten rund um diese erste Konstanzer Fähre und den Fährverkehr veröffentlicht. Gleichzeitig feiert auch die Auto- und Personenfähre zwischen Konstanz-Staad und Meersburg ihr 90jähriges Bestehen. Dieses wurde Ende September mit einem Fest und einem Tag der offenen Türe beim Fährbetrieb gefeiert.
Pünktlich dazu begann im September 2018 auf der Hamburger Pella Sitas Werft der Bau der ersten Teile für die neue Stadtwerke-Fähre, welche ab 2020 ihren Dienst auf dem Bodensee aufnehmen soll. Die neue Fähre wird in der Geschichte der Konstanzer Stadtwerke das 14. Schiff sein. Es wird als erstes großes Fahrgastschiff am See mit einem Erdgas-Direktantrieb ausgerüstet, welcher seine Leistung direkt auf die Voith-Schneider-Propeller überträgt. Erkennbar wird das neue Fährschiff, welches äußerlich MF Lodi ähnelt, an einem acht Meter hohen Kamin sein, welcher für die sichere Abgabe von überschüssigem Gas notwendig ist. Die in Hamburg gefertigten Teile werden an den Bodensee transportiert und in der Werft in Fussach zusammengesetzt. Das neue Schiff soll im Jahr 2020 das MF Fontainebleau ersetzen.
Gleichzeitig werden in den Jahren 2018 und 2019 die Fährbrücken in Meersburg und Konstanz saniert und erneuert.

Im Oktober endete eine für die meisten Schiffsbetriebe erfolgreiche Saison. Trotz Niedrigwasser und Hitzewelle im August konnten die Fahrgastzahlen gesteigert werden. Nach den Querelen zwischen einzelenen Schiffsbetrieben wegen der Fahrplangestaltung im vergangenen Jahr, haben sich die Wogen geglättet und die Zusammenarbeit verläuft wieder harmonisch und im gemeinsamen Einvernehmen.

Erfreulicherweise gibt es in diesem Jahr kaum Zwischenfälle über welche berichtet werden muss.
Am 10. April wurde die Fähre Konstanz-Meersburg im Rahmen von Tarifverhandlungen im kommunalen Nahverkehr für einen Tag bestreikt. Am 05. Juli kam es bei der Betankung von MS Seegold im Hafen von Wallhausen zu einem Unfall, bei welchem 100 Liter Dieseltreibstoff in den See gelaufen waren. Ursache war wohl ein Defekt am Tankwagen. Der Hafen von Wallhausen musste für einen Tag gesperrt werden, der Fährverkehr nach Überlingen war eingestellt.
Am 24.07. entzündet sich während einer Kursfahrt nach Bregenz die Auspuffanlage von MS Stuttgart. Die Besatzung kann das Feuer auf Höhe des "Konstanzer Hörnles" schnell löschen und kehrt mit dem Schiff in den Konstanzer Hafen zurück. Öl aus einer undichten Stelle hat für eine Stichflamme und starke Rauchentwicklung gesorgt. Verletzt wird niemand es entsteht ein geringer Schaden, der schnell behoben werden kann.

Erinnern wollen wir auch an Kapitän Hans Held, welcher am 15. April 2018, im Alter von 78 Jahren, überraschend verstorben ist. Hans Held war Mitinhaber der Segelschule Raschewski in Überlingen und erwarb 1996 das MS Gunzo vom Schiffsbetrieb Keller. Mit der "Gunzo" bot er Rund- und Ausflugsfahrten an. 2009 verkaufte er das Schiff an seinen Sohn Thomas, der es heute zusammen mit dem MS Milan betreibt. Auch während seines Ruhestandes war er immer wieder als Kapitän auf den Schiffen seines Sohnes im Einsatz.

Bleibt noch ein Ausblick auf das kommende Jahr:

Zu Beginn der Saison 2018 haben die Verantwortlichen der BSB über ihre Pläne zum Bau eines neuen großen Fahrgastschiffes mit einem Hybridantrieb berichtet. Das Schiff soll Platz für 1.000 Fahrgäste bieten und sowohl mit Elektro- und Dieselantrieb ausgerüstet sein. Eine Indienststellung ist für das zweite Halbjahr 2020 geplant. Das Schiff soll MS Karlsruhe im Kursverkehr ablösen, welches dann nur noch für Sonderfahrten und als Reserveschiff eingesetzt werden soll. Im Verlauf des Jahres 2018 wurde nichts mehr über dieses Thema bekannt.
Spannend bleibt es auch, ob MS Oesterreich zu Beginn der Saison 2019 wieder in See stechen kann und die Wiederherstellung im kommenden Jahr abgeschlossen wird.
Bereits seit mehreren Jahren wird über das Projekt "Einführung einer halbstündlichen Fährverbindung" zwischen Friedrichshafen und Romanshorn berichtet. Mittlerweile beschäftigt sich das Baden-Württembergische Landesparlamant mit diesem Thema. Für eine Verdichtung des Fährverkehrs müssten drei Fähren gleichzeitig eingesetzt werden. Eine Anschaffung von neuen, schnelleren und umweltfreundlicheren Fährschiffen ist für die Schiffsbetriebe wirtschaftlich nur mit staatlichen Zuschüssen möglich. Von Seiten des Kantons Thurgau und der Schweizer Bundesregierung kamen bereits positive Signale. Zum Jahresende 2018 hat der Unterseeschifffahrts-Betrieb Bügler sein MS Napoleon nach Polen verkauft. Er wird ab Frühjahr 2019 mit einer kleinen Personen- und Fahrradfähre einen Kursverkehr zwischen Ermatingen und Oberzell (Insel Reichenau) anbieten.

Damit beschließe ich diesen Jahresrückblick. Mein Dank gilt wieder allen Besuchern und Unterstützern dieser Internetseite. Herzlichen Dank an alle Schiffsbetriebe und Medien am Bodensee für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung im vergangenen Jahr. Vielen Dank an alle Freunde der Bodenseeschifffahrt, die mich auch in diesem Jahr mit vielen schönen aktuellen und historischen Bildern und Beiträgen unterstützt haben. Etwa 694.000 Besucher haben im Jahr 2018 unsere Seiten besucht. Einzelne Seiten wurden dabei mehr als 2,7 Millionen mal aufgerufen.
Herzlichen Dank -  auch allen Besuchern unseres Facebook-Auftrittes und unseres Forums für die Besuche und Beiträge.
Ich bemühne mich auch 2019 wieder, Sie und Euch aktuell über die Bodenseeschifffahrt zu informieren.

 Ich wünschen Ihnen/Euch allen einen guten Rutsch und alles Gute und vor allem Gesundheit für das Jahr 2019 
und wieder viele schöne Stunden am und auf dem Bodensee.

Florian Scholz
(Bodenseeschifffahrt.de v. 31.12.18)


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