MS Österreich: “Gehört zu unserer Kultur wie das Landesmuseum”

Die “Freunde des MS Österreich” haben es sich zum Ziel gesetzt, das historische Schiff wieder in den Seeverkehr zu integrieren. Das Land will davon nichts wissen, ehemalige Weggefährten haben sich abgewandt.

Seit 2009 liegt das Motorschiff Österreich nun im Fußacher Hafen. Was damit geschehen soll, ist bis heute unklar. Seit Jahren schon lobbyiert Jürgen Zimmermann vom Verein “Freunde des MS Österreich” bei der Vorarlberger Landesregierung für den Erhalt des Schiffes. Sogar handschriftliche Dossiers ließ er Landeshauptmann Wallner zukommen, erzählt der 72-Jährige. Mit wenig Erfolg: “Der Stand ist im Moment etwas unklar.” Derzeit sehe es so aus, als wolle Wallner “die Akte schließen”.

Platz für 500 Passagiere

Die Zustimmung des Landes ist deswegen wichtig, weil sich die “Österreich” zu 75 Prozent in seinem Besitz befindet. Umso unverständlicher, warum von Seiten der Landesregierung nicht mehr Unterstützung komme. ”Das Schiff gehört genauso zu unserer Kultur, wie die Schätze im Landesmuseum”, sagt Zimmermann. Mit zwei bis zweieinhalb Millionen Euro könne man das MS wieder seetüchtig machen. Was immer noch billiger wäre, als die rund acht Millionen, die ein neues Schiff kosten würde. 500 Passagiere finden auf der “Österreich” Platz. Damit wäre es ideal für Sonderfahrten, führt Zimmermann aus. Und das bei einem wesentlich geringeren Treibstoffverbrauch als bei vergleichbaren Schiffen.

“Neues Zeitalter eingeläutet”

Schifffahrtshistoriker Arnulf Dieth kämpft an Zimmermanns Seite. ”Die ‘Österreich’ hat damals ein neues Zeitalter der Schifffahrt eingeläutet”, so Dieth. Als sie 1928 erstmals in See stach, war sie das erste größere Dieselmotorschiff auf dem Bodensee. Die folgenden Jahre sollten dramatisch werden. Im zweiten Weltkrieg wurde das Schiff als Torpedo-Versuchsschiff genutzt, ehe es ab 1951 wiederhergestellt wurde. 1953 nahm es seinen Dienst wieder auf. Als großes Hindernis sieht Dieth die zu erwartenden Kosten. Allerdings genüge ein Blick über die Grenze, um festzustellen, dass es auch anders gehe. In der Schweiz werden nämlich selbst Raddampfer älteren Jahrgangs restauriert und leisten dort gute Dienste.

Bruch mit IBV

Ihrem Vorhaben eher abträglich dürfte der Bruch mit der “Initiative Bürgerstiftung Vorarlberg” sein. Die einstigen Wegbegleiter rund um den Vorsitzenden Peter Buschmann versuchen ebenfalls, für das MS Österreich mobil zu machen. Unter anderem mit einem Kalender und Ausfahrten zu Gunsten des Schiffs. Mittlerweile gehe man getrennte Wege, geben beide Seiten zu. Zimmermann ist dennoch optimistisch, etwas bewegen zu können. In den nächsten Monaten will der erfolgreiche Unternehmer jedenfalls vermehrt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Damit das MS Österreich schon bald wieder über den Bodensee tuckert.

Landeshauptmann Markus Wallner war nicht für ein Statement zu erreichen.

(Markus Sturn/Vorarlberger Nachrichten v. 01.11.13)

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