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Wie der Hafen entstand

„Tag des offenen Denkmals“ zeigt 200 Jahre Hafengeschichte in Friedrichshafen

Der bundesweite Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, steht heuer unter dem Leitsatz „Romantik, Realismus, Revolution. Das 19. Jahrhundert“. Passend zum Motto können Interessierte in Friedrichshafen die 200-jährige Hafengeschichte erleben. Anlässlich des 200. Geburtstags der Stadt bietet die Verwaltung am Sonntag Begehungen des Hafengeländes. Dabei wird neben restaurierten Objekten wie dem historischen Lastkran am „k 42“ auch der sanierte Schlosshafensteg miteinbezogen. Von 11 bis 15 Uhr werden Führungen angeboten, die jeweils etwa eine Stunde dauern. Treffpunkt für Interessierte ist um 11 Uhr, 12 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr und 15 Uhr vor dem Ruderverein.

Buchhorn besaß seit der frühen Neuzeit zwei für die Segelschifffahrt bestimmte und teilweise geschützte Landestellen, eine Sommer- und eine Winterstäde, die beide im Bereich des heutigen Hafenbeckens lagen. Östlich der Sommerstäde befand sich zumindest Anfang des 19. Jahrhunderts ein sogenannter Schiffsholm, ein primitives Werftgelände zum Bau und zur Reparatur von Segelschiffen. Die beiden Freihäfen in Hofen und Buchhorn wurden am 17. Juli 1811 vom württembergischen König Friedrich im Rahmen der Stadtgründung Friedrichshafens für die Verschiffung aller Waren gegründet. An der Stelle des heutigen Hinteren Hafens wurden die ersten beiden Dampfboote, „Wilhelm“ und „Max Joseph“, gebaut. Im See vorgelagerte Palisadenreihen dienten als Wellenbrecher und sollten die Anlegestellen vor Föhnsturm schützen. Parallel zum Ufer verlaufende Anbauten am Steg ermöglichten das Anlegen. Auch im Seebereich beim Zollgebäude wurden in den 1820er-Jahren zwei hölzerne Molen gebaut.

Da das Fahrwasser nur rund einen Meter tief, die Hafeneinfahrt mit nur 28 Metern zu schmal und das Wasser zu flach war, musste der Hafen einer neuen „echten“ Hafenanlage angepasst werden. Ende der 1850er-Jahre wurde eine Fahrrinne in den See ausgebaggert. Anfang der 1840er-Jahre war es für jeden Bodensee-Hafen vorgeschrieben, bis zum Eintreffen des letzten Kursdampfers ein weißes Licht zu zeigen. Ab 1862 war der Friedrichshafener Hafen die ganze Nacht hindurch mit Signallicht ausgestattet. Die Dampfschifffahrt machte es erforderlich, bei Nebel neue Arten akustischer Signalgebung einzuführen, da die bisherigen Warnsignale durch den Lärm der Dampfschiff-Schaufelräder überlagert wurden.

Die Anlage des heute noch bestehenden rechteckigen Hafenbeckens entstand ab 1847. Schon zwei Jahre später wurde die Südmole angelegt.

Hafen mehrfach erweitert

1851 war durch einen Ausbau eine Fläche von 175 auf 125 Meter (knapp 2,2 Hektar) erreicht. Nach beträchtlichen Landaufschüttungen östlich des neuen Hafens zur geradlinigen Fortsetzung des Ufers wurde das Hafenbecken Ende der 1850er-Jahre auf eine Gesamtlänge von 320 Metern erweitert und umfasste nun eine Fläche von vier Hektar. In den Jahren 1861 bis 1864 wurde der westliche Pfahldamm, von 1865 bis 1871 der südliche durch Hafenmauern ersetzt, die bis heute bestehen. Im östlich gelegenen Hafenbereich entstand 1868/69 die Landestelle für die Trajektschiffe. Der Trajektverkehr zwischen Friedrichshafen und Romanshorn war zunächst sehr bedeutend, weil er eine ständige Verbindung mit dem Schweizer Ufer herstellte und den wichtigen Warenverkehr garantierte.

Die Pfahlwand wurde in den 1870er-Jahren durch eine Hafenmauer aus Sandstein-Quadern ersetzt. Seit dem Jahr 1862 zierte den Hafen noch ein Leuchtturm, der jedoch wegen Baufälligkeit schon 20 Jahre später abgebrochen werden musste. Die letzte bis heute bestehende Verlängerung des Hafens nach Osten erfolgte in den 1890er-Jahren. Damit war der Hafen 460 Metern lang und wies eine Gesamtfläche von 5,7 Hektar auf.

(Schwäbische Zeitung v. 09.09.11)

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